Alpha-Mannosidose: Eine seltene lysosomale Speicherkrankheit
1. Was ist die Diagnose von Alpha-Mannosidose?
Die Alpha-Mannosidose ist eine äußerst seltene, autosomal-rezessiv vererbte lysosomale Speicherkrankheit. Sie wird durch Mutationen im MAN2B1-Gen verursacht, das für das Enzym α-Mannosidase kodiert. Dieses Enzym ist für den Abbau von mannosehaltigen Oligosacchariden in den Lysosomen verantwortlich. Bei einem Defekt des Enzyms akkumulieren diese Oligosaccharide in den Zellen, was zu einer gesteigerten Zellapoptose und Organschädigungen führt.
Die Diagnose wird durch die Messung der α-Mannosidase-Aktivität in Leukozyten oder anderen kernhaltigen Zellen gestellt und durch eine molekulargenetische Analyse des MAN2B1-Gens bestätigt. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung wird die Diagnose oft erst spät gestellt, manchmal sogar erst im Erwachsenenalter.
2. Was sind die Ursachen von Alpha-Mannosidose?
Die Alpha-Mannosidose wird durch Mutationen im MAN2B1-Gen verursacht, das auf Chromosom 19 (19p13.3) lokalisiert ist. Dieses Gen kodiert die lysosomale α-Mannosidase, die für den Abbau von Glykoproteinen mit mannosehaltigen Oligosaccharidseitenketten verantwortlich ist. Durch den Enzymdefekt kommt es zur Akkumulation von nicht abgebauten Oligosacchariden in den Lysosomen, was zu einer fortschreitenden Schädigung von Zellen und Organen führt.
Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt, d. h., beide Elternteile müssen Träger einer Mutation im MAN2B1-Gen sein, damit das Kind erkrankt. Geschwister eines betroffenen Kindes haben eine 25%ige Wahrscheinlichkeit, ebenfalls zu erkranken.
3. Welche Symptome treten bei Alpha-Mannosidose auf?
Das klinische Bild der Alpha-Mannosidose ist sehr heterogen und kann von milden bis schweren Verläufen reichen. Die Symptome treten meist in den ersten Lebensjahren auf, können aber auch erst im Erwachsenenalter sichtbar werden. Typische Symptome sind:
- Faziale Dysmorphien: flaches Gesicht, prominente Stirn, Hypertelorismus (weit auseinanderstehende Augen), Makroglossie (vergrößerte Zunge).
- Entwicklungsverzögerungen: verzögerte Sprachentwicklung, motorische Unsicherheit, Ataxie (Gleichgewichtsstörungen).
- Hörstörungen: oft beidseitige Schwerhörigkeit, die auf rezidivierende Ohrenentzündungen zurückzuführen ist.
- Rezidivierende Infekte: insbesondere Infektionen der Atemwege und Ohren.
- Skelettale Anomalien: Dysostosis multiplex (Skelettfehlbildungen), Hüftdysplasie, Genu valgum (X-Beine).
- Kognitive Einschränkungen: Lernbehinderungen bis hin zu schwerer Intelligenzminderung.
- Psychiatrische Symptome: Depressionen, Angstzustände, Halluzinationen (häufig in der Adoleszenz).
- Augenveränderungen: Strabismus (Schielen), Katarakt (grauer Star), Netzhautdegeneration.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es zu einer zunehmenden Ataxie, Muskelschwäche und Gelenkschmerzen, die oft zu einer Immobilität und der Notwendigkeit von Gehhilfen oder einem Rollstuhl führen.
4. Wie wird Alpha-Mannosidose behandelt?
Die Behandlung der Alpha-Mannosidose umfasst symptomatische Maßnahmen und kausale Therapien. Eine Heilung ist derzeit nicht möglich, aber die Therapie kann den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Kausale Therapien:
- Hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZT):
- Diese Therapieoption wird vor allem bei jungen Kindern (<3 Jahren) mit weniger fortgeschrittener neurodegenerativer Erkrankung in Betracht gezogen.
- Die HSZT kann die kognitiven Fähigkeiten stabilisieren und die Häufigkeit von Infektionen reduzieren.
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Die Entscheidung für eine HSZT erfordert eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Analyse, da die Prozedur mit erheblichen Risiken verbunden ist.
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Enzymersatztherapie (EET) mit Velmanase alfa:
- Velmanase alfa ist ein rekombinantes Enzym, das seit 2018 in Europa zur Behandlung von nicht neurologischen Manifestationen bei leichter bis mittelschwerer Alpha-Mannosidose zugelassen ist.
- Das Enzym wird einmal wöchentlich intravenös verabreicht und kann die Akkumulation von Oligosacchariden reduzieren.
- Studien zeigen eine Verbesserung der motorischen Funktionen, der Lungenfunktion und der Lebensqualität. Allerdings hat das Enzym keinen Einfluss auf neurologische Symptome, da es nicht liquorgängig ist.
Symptomatische Therapien:
- Immunologische Therapie: frühzeitige Antibiotikagabe bei Infektionen und Durchführung aller empfohlenen Impfungen.
- Pädaudiologische Therapie: Einsatz von Hörgeräten und logopädische Unterstützung bei Hörstörungen und Sprachentwicklungsverzögerungen.
- Orthopädische Therapie: Physiotherapie, Hilfsmittelanpassung und chirurgische Eingriffe bei Skelettveränderungen.
- Individuelle Förderung: Frühförderung, Ergotherapie und adäquate schulische Unterstützung.
Fazit
Die Alpha-Mannosidose ist eine seltene, aber schwerwiegende Erkrankung, die ohne Behandlung zu einer fortschreitenden Verschlechterung der körperlichen und kognitiven Fähigkeiten führt. Eine frühzeitige Diagnose und Einleitung der Therapie sind entscheidend, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Während die Enzymersatztherapie und die Stammzelltransplantation vielversprechende Ansätze darstellen, bleibt die Erkrankung bislang unheilbar. Die symptomatische Behandlung zielt darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und Komplikationen zu vermeiden.
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