Sichelzellkrankheit: Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Sichelzellkrankheit (Sickle Cell Disease, SCD) ist eine schwerwiegende Erbkrankheit, die durch eine Mutation im HBB-Gen verursacht wird, das für die β-Globin-Kette des Hämoglobins kodiert. Diese Mutation führt zur Bildung von abnormalem Hämoglobin (Hämoglobin S, HbS), das die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verformt und ihre Funktion beeinträchtigt. Die Erkrankung kann zu schweren Komplikationen wie Schmerzkrisen, Organversagen und einer verkürzten Lebenserwartung führen. Im Folgenden werden die Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Sichelzellkrankheit erläutert.


1. Was ist die Diagnose von Sichelzellkrankheit?

Die Diagnose der Sichelzellkrankheit erfolgt in der Regel durch eine Hämoglobinanalyse, die mittels Hämoglobinelektrophorese oder Hochleistungsflüssigkeitschromatographie durchgeführt wird. Diese Untersuchungen zeigen die Zusammensetzung des Hämoglobins und können das Vorhandensein von HbS nachweisen.

  • Neugeborenenscreening: Seit 2021 ist die Sichelzellkrankheit Teil des Neugeborenenscreenings in Deutschland. Dabei wird das Blut des Neugeborenen auf abnormale Hämoglobinvarianten untersucht. Ein positiver Befund wird durch eine weitere Blutprobe bestätigt.
  • Pränatale Diagnostik: Bei familiärer Vorbelastung kann eine pränatale Diagnostik durchgeführt werden, bei der eine Mutationsanalyse des HBB-Gens an Amniozyten oder Chorionzottengewebe vorgenommen wird.

Die Diagnose ist entscheidend, um frühzeitig mit der Behandlung und Prophylaxe zu beginnen und schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.


2. Was sind die Ursachen von Sichelzellkrankheit?

Die Sichelzellkrankheit wird durch eine autosomal-rezessive Mutation im HBB-Gen verursacht. Diese Mutation führt dazu, dass an Position 6 der β-Globin-Kette die Aminosäure Glutaminsäure durch Valin ersetzt wird. Dadurch entsteht das abnormale Hämoglobin S (HbS), das unter Sauerstoffmangel polymerisiert und die Erythrozyten in eine sichelförmige, starre Form verändert.

  • Homozygote Form (HbSS): Wenn beide Elternteile das mutierte Gen vererben, entsteht die schwerste Form der Erkrankung, bei der nur HbS gebildet wird.
  • Heterozygote Form (HbAS): Wenn nur ein Elternteil das mutierte Gen vererbt, sind die Betroffenen Träger der Sichelzellkrankheit, zeigen jedoch meist keine Symptome.
  • Zusammengesetzte Heterozygotie: Kombinationen mit anderen Hämoglobinvarianten wie HbC oder β-Thalassämie können ebenfalls zu einer Sichelzellkrankheit führen, jedoch mit unterschiedlichem Schweregrad.

Die Erkrankung tritt gehäuft in Regionen auf, in denen Malaria endemisch ist, da Träger des HbS-Gens einen gewissen Schutz vor schweren Malariaverläufen haben.


3. Welche Symptome treten bei Sichelzellkrankheit auf?

Die Symptome der Sichelzellkrankheit sind vielfältig und können bereits im Säuglingsalter auftreten. Sie resultieren aus der Verformung der Erythrozyten, die zu Gefäßverschlüssen, chronischer Hämolyse und Organschäden führen. Zu den häufigsten Symptomen und Komplikationen gehören:

  • Vasookklusive Krisen (VOC): Schmerzhafte Episoden, die durch Gefäßverschlüsse verursacht werden. Typische Lokalisationen sind Knochen, Brust, Bauch und Rücken.
  • Akutes Thoraxsyndrom (ATS): Eine lebensbedrohliche Komplikation, die durch pulmonale Infiltrate, Fieber und Atemnot gekennzeichnet ist.
  • Hämolytische Anämie: Durch die verkürzte Lebensdauer der Erythrozyten kommt es zu chronischer Anämie, Müdigkeit und Blässe.
  • Infektionen: Patienten sind anfällig für Infektionen, insbesondere durch verkapselte Bakterien wie Pneumokokken.
  • Schlaganfälle: Durch Gefäßverschlüsse im Gehirn können Schlaganfälle oder stumme Hirninfarkte auftreten.
  • Organkomplikationen: Nierenversagen, Milzsequestration, Osteonekrosen und pulmonale Hypertonie sind häufige Langzeitfolgen.

4. Wie wird Sichelzellkrankheit behandelt?

Die Behandlung der Sichelzellkrankheit zielt darauf ab, Symptome zu lindern, Komplikationen zu verhindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Die Therapie umfasst:

1. Hydroxycarbamid (Hydroxyharnstoff)

  • Wirkung: Erhöht die Produktion von fetalem Hämoglobin (HbF), das die Polymerisation von HbS hemmt.
  • Indikation: Bei Patienten mit wiederkehrenden Schmerzkrisen oder akutem Thoraxsyndrom.
  • Nebenwirkungen: Myelosuppression, Immunsuppression und Hautveränderungen.

2. Erythrozytentransfusionen

  • Akute Transfusionen: Bei schwerer Anämie, Milzsequestration oder akutem Thoraxsyndrom.
  • Austauschtransfusionen: Bei lebensbedrohlichen Komplikationen wie Schlaganfall oder Organversagen.
  • Chronische Transfusionen: Zur Prävention von Schlaganfällen und anderen Komplikationen.

3. Hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSZT)

  • Einzige kurative Therapie: Die HSZT kann die Erkrankung heilen, ist jedoch mit Risiken verbunden.
  • Indikation: Vorzugsweise bei Kindern mit schwerem Verlauf und einem HLA-identen Spender.

4. Supportive Therapien

  • Schmerzmanagement: Analgetika zur Behandlung von Schmerzkrisen.
  • Infektionsprophylaxe: Penicillinprophylaxe bei Kindern und Impfungen gegen Pneumokokken und Haemophilus influenzae.
  • Flüssigkeitszufuhr: Ausreichende Hydratation, um Vasookklusionen zu vermeiden.

5. Gentherapie

  • Zukunftsperspektive: Erste Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse, jedoch ist die Gentherapie noch nicht weit verbreitet.

Fazit

Die Sichelzellkrankheit ist eine komplexe und lebensbedrohliche Erkrankung, die eine frühzeitige Diagnose und umfassende Behandlung erfordert. Durch moderne Therapien wie Hydroxycarbamid, Transfusionen und Stammzelltransplantationen konnte die Prognose der Patienten deutlich verbessert werden. Dennoch bleibt die Lebenserwartung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung verkürzt, und die Lebensqualität ist oft beeinträchtigt. Eine engmaschige Betreuung durch ein multidisziplinäres Team ist entscheidend, um Komplikationen zu minimieren und die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.

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