Hämophilie A: Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlung

1. Was ist die Diagnose von Hämophilie A?

Die Diagnose der Hämophilie A basiert auf einer Kombination aus klinischer Symptomatik, Familienanamnese und laborchemischen Untersuchungen. Bei Verdacht auf Hämophilie A wird zunächst die aktivierte Thromboplastinzeit (aPTT) gemessen, die bei Betroffenen typischerweise verlängert ist. Die Blutungszeit und die Thrombozytenzahl sind hingegen normal.

Ein weiterer Schritt ist der Mischtest, bei dem das Plasma des Patienten mit Normalplasma gemischt wird. Bei einem Faktormangel korrigiert das Normalplasma die aPTT. Bleibt die aPTT verlängert, kann dies auf das Vorliegen von Hemmkörpern (Autoantikörpern gegen Faktor VIII) hinweisen.

Die definitive Diagnose wird durch die Bestimmung der Faktor-VIII-Aktivität gestellt. Bei moderaten und schweren Fällen wird oft eine genetische Beratung und Testung empfohlen, insbesondere bei negativer Familienanamnese. Die genetische Untersuchung kann Mutationen im F8-Gen nachweisen, das für den Gerinnungsfaktor VIII kodiert.

2. Was sind die Ursachen von Hämophilie A?

Hämophilie A ist eine X-chromosomal rezessiv vererbte Erkrankung, die durch einen Mangel oder Funktionsverlust des Gerinnungsfaktors VIII verursacht wird. Das F8-Gen, das auf dem langen Arm des X-Chromosoms (Xq28) liegt, ist bei über 80% der Patienten mutiert. Eine häufige Mutation ist die Inversion im Intron 22, die bei etwa 40% der Fälle vorliegt.

In etwa 30-50% der Fälle handelt es sich um eine Neumutation, die ohne familiäre Vorbelastung auftritt. Es wird zwischen zwei Formen unterschieden:
Hämophilie A+: Unzureichende Aktivität des Faktor VIII.
Hämophilie A-: Komplettes Fehlen des Faktor VIII.

Da die Erkrankung X-chromosomal vererbt wird, sind fast ausschließlich Männer betroffen. Frauen können als Trägerinnen der Mutation milde Symptome aufweisen, manifeste Formen treten bei ihnen nur bei homozygoter Mutation auf.

3. Symptome treten bei Hämophilie A auf?

Die Symptome der Hämophilie A hängen von der Restaktivität des Faktor VIII ab und werden in drei Schweregrade eingeteilt:
Schwere Hämophilie: <1% Restaktivität - Moderate Hämophilie: 1-5% Restaktivität
Leichte Hämophilie: >5-<40% Restaktivität

Bei schwerer Hämophilie treten bereits im Säuglings- und Kindesalter spontane Blutungen auf, während bei leichter Hämophilie Symptome oft erst im Erwachsenenalter oder nach Verletzungen oder Operationen auftreten. Typische Symptome sind:
Hämatome (blaue Flecken) nach geringfügigen Verletzungen
Einblutungen in Gelenke (Hämarthros), insbesondere in Knie-, Ellenbogen- und Sprunggelenke
Muskel- und Weichteilblutungen
Schleimhautblutungen (z. B. Nasenbluten)
Nachblutungen nach chirurgischen Eingriffen oder Zahnbehandlungen

Schwere Komplikationen wie intrakranielle Blutungen oder atemwegsverlegende Blutungen sind selten, aber lebensbedrohlich. Langfristig können wiederholte Gelenkblutungen zu einer hämophilieassoziierten Arthropathie führen, die mit irreversiblen Gelenkschäden und Bewegungseinschränkungen einhergeht.

4. Wie wird Hämophilie A behandelt?

Die Behandlung der Hämophilie A umfasst prophylaktische Maßnahmen zur Verhinderung von Blutungen sowie die akute Therapie bei Blutungsereignissen. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem klinischen Bedarf.

Substitutionstherapie

Die intravenöse Substitution von Faktor VIII ist die Standardtherapie. Dabei wird der fehlende Gerinnungsfaktor durch gentechnisch hergestellte Präparate ersetzt. Bei schwerer Hämophilie wird eine kontinuierliche Substitution empfohlen, um Blutungen zu verhindern und Spätkomplikationen zu minimieren. Die Therapie sollte idealerweise vor dem 3. Lebensjahr beginnen.

Bei akuten Blutungen wird die Dosis des Faktor VIII je nach Blutungsort und -ausmaß angepasst. Eine mögliche Komplikation der Substitutionstherapie ist die Bildung von Hemmkörpern (neutralisierende Antikörper gegen Faktor VIII), die bei etwa 30% der Patienten auftritt.

Antikörpertherapie

Emicizumab ist ein bispezifischer monoklonaler Antikörper, der die Funktion von Faktor VIII imitiert. Er wird subkutan verabreicht und hat eine längere Halbwertszeit als Faktor VIII. Emicizumab ist zur Prophylaxe bei Patienten mit und ohne Hemmkörper zugelassen, eignet sich jedoch nicht zur Behandlung akuter Blutungen.

Gentherapie

Seit 2022 steht mit Valoctocogen roxaparvovec (Roctavian) eine Gentherapie zur Behandlung der schweren Hämophilie A ohne Hemmkörper zur Verfügung. Dabei wird ein Gen für Faktor VIII mithilfe eines viralen Vektors in die Leberzellen eingeschleust, um die Produktion des Gerinnungsfaktors zu ermöglichen. Die langfristige Wirksamkeit dieser Therapie wird derzeit noch erforscht.

Desmopressin

Bei leichter bis moderater Hämophilie A kann Desmopressin (DDAVP) eingesetzt werden. Es stimuliert die Freisetzung von Faktor VIII und von-Willebrand-Faktor aus den Endothelzellen und wird oft vor chirurgischen Eingriffen verabreicht. Die Anwendung ist jedoch auf kurze Zeiträume beschränkt, da sich die Speicher der Endothelzellen bei wiederholter Gabe erschöpfen.

Prognose

Die Prognose von Patienten mit Hämophilie A hat sich durch moderne Therapien deutlich verbessert. Eine frühzeitige Diagnose und Zugang zu adäquater Behandlung sind entscheidend, um Blutungen zu verhindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhalten. In Ländern mit eingeschränktem Zugang zu medizinischer Versorgung bleibt die Hämophilie jedoch eine Herausforderung.

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