ADHS: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen, die oft bis ins Erwachsenenalter persistiert. Die Erkrankung ist durch drei Hauptsymptome gekennzeichnet: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von ADHS.


1. Was ist die Diagnose von ADHS?

Die Diagnose von ADHS wird klinisch gestellt und basiert auf einer umfassenden Anamnese, Verhaltensbeobachtung und psychodiagnostischen Untersuchungen. Gemäß den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-5 müssen folgende Kriterien erfüllt sein:

  • Symptome: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität müssen in einem mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden Ausmaß vorliegen.
  • Dauer: Die Symptome müssen seit mindestens sechs Monaten bestehen.
  • Situationsübergreifend: Die Symptome treten in mehr als einem Lebensbereich auf (z. B. zu Hause und in der Schule).
  • Beeinträchtigung: Die Symptome führen zu deutlichen Einschränkungen in sozialen, schulischen oder beruflichen Funktionen.
  • Alter: Die Symptome müssen vor dem 12. Lebensjahr begonnen haben.

Die Diagnostik umfasst auch eine körperliche und neurologische Untersuchung, um andere mögliche Ursachen auszuschließen. Differentialdiagnostisch müssen beispielsweise depressive Störungen, Angststörungen oder Schlafstörungen abgegrenzt werden.


2. Was sind die Ursachen von ADHS?

Die Ursachen von ADHS sind komplex und multifaktoriell. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen und umweltbedingten Faktoren zur Entstehung der Erkrankung beiträgt:

  • Genetische Prädisposition: Studien zeigen, dass ADHS in Familien gehäuft auftritt. Verwandte ersten Grades haben ein deutlich erhöhtes Risiko, ebenfalls an ADHS zu erkranken. Zwillingsstudien weisen auf eine Heritabilität von etwa 76 % hin.
  • Neurobiologische Faktoren: Bei ADHS-Patienten sind Veränderungen in bestimmten Hirnregionen (z. B. präfrontaler Cortex, Basalganglien) und Neurotransmittersystemen (vor allem Dopamin und Noradrenalin) nachweisbar.
  • Umweltfaktoren: Prä-, peri- und postnatale Einflüsse wie Nikotin- oder Alkoholkonsum während der Schwangerschaft, Frühgeburt oder Umweltgifte (z. B. Blei, PCB) können das Risiko erhöhen.
  • Psychosoziale Faktoren: Obwohl nicht als direkte Ursache nachgewiesen, können belastende familiäre Verhältnisse oder traumatische Erlebnisse die Symptomatik verstärken.

3. Symptome treten bei ADHS auf?

ADHS ist durch drei Hauptsymptomkomplexe gekennzeichnet, die je nach Alter und Entwicklungsstand unterschiedlich ausgeprägt sein können:

Unaufmerksamkeit

  • Schwierigkeiten, sich auf Details zu konzentrieren (häufige Flüchtigkeitsfehler).
  • Probleme, Aufgaben zu Ende zu führen.
  • Leichte Ablenkbarkeit durch äußere Reize.
  • Vergesslichkeit im Alltag (z. B. Verlieren von Gegenständen).

Hyperaktivität

  • Übermäßige motorische Unruhe (z. B. Herumzappeln, Aufstehen in unpassenden Situationen).
  • Schwierigkeiten, ruhig zu spielen oder zu sitzen.
  • Häufiges Reden oder lautes Verhalten.

Impulsivität

  • Vorschnelles Handeln ohne nachzudenken.
  • Unterbrechen anderer im Gespräch.
  • Schwierigkeiten, abzuwarten oder sich an Regeln zu halten.

Entwicklungsaspekte

  • Kleinkinder: Hyperaktivität steht im Vordergrund.
  • Schulkinder: Unaufmerksamkeit und schulische Probleme dominieren.
  • Jugendliche und Erwachsene: Die Hyperaktivität nimmt ab, während innere Unruhe und Konzentrationsschwierigkeiten bestehen bleiben.

4. Wie wird ADHS behandelt?

Die Behandlung von ADHS erfolgt multimodal und umfasst psychosoziale, psychotherapeutische und medikamentöse Maßnahmen. Das Ziel ist es, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Psychosoziale und psychotherapeutische Maßnahmen

  • Psychoedukation: Aufklärung über die Erkrankung für Patienten und Angehörige.
  • Verhaltenstherapie: Strategien zur Verbesserung der Selbstregulation und des Verhaltens.
  • Elterntraining: Unterstützung der Eltern im Umgang mit ADHS-Symptomen.
  • Neurofeedback: Training der Aufmerksamkeit durch Rückmeldung von Gehirnaktivitäten.

Medikamentöse Behandlung

  • Stimulanzien: Methylphenidat (z. B. Ritalin®, Medikinet®) und Amphetamine (z. B. Lisdexamfetamin) sind die Mittel der ersten Wahl. Sie wirken, indem sie die Verfügbarkeit von Dopamin und Noradrenalin im Gehirn erhöhen.
  • Nicht-Stimulanzien: Atomoxetin (Strattera®) und Guanfacin (Intuniv®) sind Alternativen, insbesondere bei Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen für Stimulanzien.

Individuelles Therapiekonzept

Die Behandlung sollte immer individuell angepasst werden, wobei Schweregrad, Alter, Komorbiditäten und die Präferenzen des Patienten und seiner Familie berücksichtigt werden. Bei leichter ADHS stehen psychosoziale Maßnahmen im Vordergrund, während bei schwerer ADHS eine medikamentöse Therapie empfohlen wird.


Fazit

ADHS ist eine komplexe neurobiologische Störung, die durch Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität gekennzeichnet ist. Die Diagnose erfolgt klinisch, und die Behandlung basiert auf einem multimodalen Ansatz, der Psychoedukation, Verhaltenstherapie und medikamentöse Therapie umfasst. Mit einer frühzeitigen und adäquaten Behandlung können Betroffene ihre Symptome deutlich verbessern und ein erfülltes Leben führen.

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