Legasthenie: Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlung
Legasthenie, auch bekannt als Lese-Rechtschreibstörung (ICD-10 F81.0), ist eine umschriebene schulische Entwicklungsstörung, die erhebliche Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder der Rechtschreibung verursacht. Sie betrifft etwa 3 bis 8 Prozent der Bevölkerung und ist eine der häufigsten schulischen Entwicklungsstörungen. Dieser Artikel beleuchtet die Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Legasthenie.
1. Was ist die Diagnose von Legasthenie?
Die Diagnose einer Legasthenie erfolgt durch eine umfassende Untersuchung, die mehrere Schritte umfasst:
- Anamnese: Eine ausführliche Entwicklungs-, Familien- und Schulanamnese wird erhoben, um mögliche Risikofaktoren und den Verlauf der Schwierigkeiten zu erfassen.
- Psychometrische Tests: Spezifische Testverfahren zur Überprüfung der Lese- und Rechtschreibfähigkeiten werden eingesetzt. Dazu gehören Tests zur Lesegeschwindigkeit, Lesegenauigkeit, Leseverständnis und Rechtschreibung.
- Intelligenztestung: Ein Intelligenztest (z. B. HAWIK-IV) wird durchgeführt, um sicherzustellen, dass die Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten nicht auf eine allgemeine Intelligenzminderung zurückzuführen sind.
- Ausschlussdiagnostik: Organische Ursachen wie Seh- oder Hörstörungen, neurologische Erkrankungen oder psychosoziale Belastungsfaktoren müssen ausgeschlossen werden.
Die Diagnose wird gestellt, wenn die Lese- und/oder Rechtschreibleistungen deutlich unter dem alters- und klassenstufengemäßen Durchschnitt liegen (mindestens 1,5 Standardabweichungen unter dem Mittelwert) und die Schwierigkeiten nicht durch andere Faktoren wie mangelnde Beschulung oder kognitive Beeinträchtigungen erklärbar sind.
2. Was sind die Ursachen von Legasthenie?
Die Ursachen von Legasthenie sind multifaktoriell und umfassen genetische, neurologische und umweltbedingte Faktoren:
- Genetische Faktoren: Legasthenie tritt familiär gehäuft auf. Mehrere Gene (z. B. DYX1C1, ROBO1, KIAA0319, DCDC2) wurden identifiziert, die mit der Entwicklung von Lese- und Rechtschreibfähigkeiten in Verbindung stehen.
- Neurologische Faktoren: Studien zeigen, dass bei Menschen mit Legasthenie bestimmte Gehirnregionen (z. B. der linke temporo-parietale Kortex) weniger aktiv sind, was die Verarbeitung von Schrift und Sprache beeinträchtigt.
- Phonologische Bewusstheit: Eine Schwäche in der phonologischen Bewusstheit, also der Fähigkeit, Laute zu erkennen und zu manipulieren, ist ein zentraler Risikofaktor.
- Umweltfaktoren: Ein ungünstiges häusliches Leseumfeld, mangelnde Lesepraxis und eine geringe Qualität des Unterrichts können die Entwicklung einer Legasthenie begünstigen.
3. Symptome treten bei Legasthenie auf?
Die Symptome einer Legasthenie können sich in verschiedenen Bereichen zeigen:
- Leseschwierigkeiten: Betroffene lesen langsam und ungenau, haben Probleme mit der Leseflüssigkeit und dem Leseverständnis. Oft werden Wörter erraten oder durch ähnliche Wörter ersetzt.
- Rechtschreibschwierigkeiten: Es treten zahlreiche orthografische Fehler auf, z. B. bei der Groß- und Kleinschreibung, der Setzung von Konsonantenclustern oder der Verschriftlichung von Vokallängen.
- Physische und psychische Begleitsymptome: Viele Betroffene leiden unter Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Schlafstörungen oder psychischen Problemen wie Ängsten, depressiven Verstimmungen oder ADHS.
- Fächerübergreifende Auswirkungen: Legasthenie kann sich auch auf andere Schulfächer auswirken, z. B. bei Textaufgaben in Mathematik oder beim Erlernen von Fremdsprachen.
4. Wie wird Legasthenie behandelt?
Die Behandlung von Legasthenie sollte frühzeitig, individuell und interdisziplinär erfolgen. Folgende Maßnahmen haben sich bewährt:
- Frühförderung: Bereits im Vorschulalter können Übungen zur phonologischen Bewusstheit und Buchstabenkenntnis die Lese- und Schreibfähigkeiten verbessern.
- Spezifische Förderprogramme: Trainingseinheiten zur Graphem-Phonem-Korrespondenz, zum Segmentieren von Wörtern und zum Erwerb orthografischer Regeln sind zentral.
- Einzel- oder Kleingruppenförderung: Die Förderung sollte in kleinen Gruppen oder Einzelsitzungen durch geschultes Fachpersonal erfolgen.
- Technische Hilfsmittel: Vergrößerte Schrift, spezielle Lesematerialien und Software zur Unterstützung des Lesens und Schreibens können hilfreich sein.
- Psychologische Unterstützung: Bei psychischen Begleitsymptomen wie Ängsten oder Depressionen ist eine psychotherapeutische Begleitung ratsam.
Prognose
Die Prognose bei Legasthenie hängt stark vom Beginn und der Intensität der Förderung ab. Frühe und gezielte Interventionen können die Lese- und Rechtschreibfähigkeiten deutlich verbessern und negative Auswirkungen auf die schulische und psychosoziale Entwicklung verhindern. Ohne Förderung können die Schwierigkeiten jedoch bis ins Erwachsenenalter bestehen bleiben und zu geringeren Bildungsabschlüssen und schlechteren Berufschancen führen.
Fazit
Legasthenie ist eine komplexe Entwicklungsstörung, die frühzeitig erkannt und behandelt werden sollte. Durch gezielte Förderung und Unterstützung können Betroffene ihre Lese- und Rechtschreibfähigkeiten verbessern und ein erfolgreiches schulisches und berufliches Leben führen.
Ähnliche Krankheiten
Ähnliche Krankheiten sind:
Unser kostenloses Geschenk an Sie:
✓ mehr Energie
✓ tiefen Schlaf
✓ weniger Stress
= Meine Gesundheit
e-Book „Meine Gesundheit“ als PDF

Disclaimer: Die Inhalte dieser Website dienen ausschliesslich zu allgemeinen Informationszwecken. Sie ersetzen keine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Bitte konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen oder Beschwerden immer einen Arzt. Die Nutzung der Informationen auf dieser Seite erfolgt auf eigene Verantwortung. Die Inhalte der Seite können mit Hilfe von Sprachmodellen erstellt worden sein.