Dyskalkulie: Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlung
Dyskalkulie, auch bekannt als Rechenstörung (ICD-10 F81.2), ist eine spezifische Lernstörung, die sich durch erhebliche Schwierigkeiten im mathematischen Bereich auszeichnet. Betroffene haben Probleme mit grundlegenden Rechenfertigkeiten, dem Verständnis von Zahlen und mathematischen Konzepten, obwohl ihre allgemeine Intelligenz nicht beeinträchtigt ist. Dieser Artikel beleuchtet die Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Dyskalkulie.
1. Was ist die Diagnose von Dyskalkulie?
Die Diagnose einer Dyskalkulie erfolgt nach den Kriterien der S3-Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung der Rechenstörung. Sie basiert auf einer multidimensionalen Diagnostik, die psychometrische, klinische und qualitative Kriterien umfasst:
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Psychometrische Kriterien: Hierbei werden standardisierte Rechentests eingesetzt, um die mathematischen Fähigkeiten zu überprüfen. Dazu gehören Aufgaben zum Zahlen- und Mengenverständnis, zu den Grundrechenarten und zu Textaufgaben. Die Leistung des Kindes muss dabei deutlich unter dem Durchschnitt der Altersgruppe liegen (mindestens eine Standardabweichung unter dem Mittelwert).
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Klinische Kriterien: Es wird eine umfassende klinische Untersuchung durchgeführt, um neurologische, sensorische oder psychische Ursachen auszuschließen. Auch die allgemeine Intelligenz wird überprüft, um sicherzustellen, dass die Rechenprobleme nicht auf eine Intelligenzminderung zurückzuführen sind.
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Qualitative Kriterien: Hierbei werden die Entwicklungsgeschichte, die familiäre und schulische Situation sowie mögliche psychosoziale Faktoren berücksichtigt. Auch komorbide Störungen wie ADHS oder Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS) werden erfasst.
Die Diagnose darf nur von spezialisierten Fachkräften wie Kinder- und Jugendpsychiatern, approbierten Psychotherapeuten oder Ärzten mit entsprechender Expertise gestellt werden.
2. Was sind die Ursachen von Dyskalkulie?
Die Ursachen von Dyskalkulie sind multifaktoriell und noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass genetische, neurologische und psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen:
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Genetische Faktoren: Studien zeigen, dass Dyskalkulie familiär gehäuft auftritt. Kinder, deren Eltern oder Geschwister von einer Rechenstörung betroffen sind, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, ebenfalls Dyskalkulie zu entwickeln. Auch bestimmte genetische Syndrome wie das Fragile-X-Syndrom oder das Turner-Syndrom sind mit Rechenschwierigkeiten assoziiert.
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Neurowissenschaftliche Faktoren: Neurowissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass bei Dyskalkulie bestimmte Gehirnareale, insbesondere der intraparietale Sulcus (IPS) im Parietallappen, weniger aktiv sind. Diese Region ist für das Verständnis von Zahlen und Mengen verantwortlich. Zudem scheint die neuronale Vernetzung zwischen verschiedenen Gehirnregionen, die für das Rechnen benötigt werden, beeinträchtigt zu sein.
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Psychosoziale Faktoren: Schlechte schulische Förderung, negative Erfahrungen im Mathematikunterricht oder psychische Belastungen wie Angst und Stress können die Rechenschwierigkeiten verstärken. Auch Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS) können das Erlernen mathematischer Fähigkeiten erschweren.
3. Welche Symptome treten bei Dyskalkulie auf?
Kinder mit Dyskalkulie zeigen charakteristische Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen und mathematischen Konzepten. Typische Symptome sind:
- Probleme mit Basiskompetenzen: Schwierigkeiten beim Zählen, Erkennen von Mengen und Verständnis von Zahlen.
- Rechenfehler: Häufige Fehler bei Grundrechenarten (Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division) und beim Einmaleins.
- Zahlendreher: Vertauschen von Zahlen (z. B. 12 statt 21) oder Rechenzeichen.
- Schwierigkeiten mit Textaufgaben: Probleme beim Verstehen und Lösen von mathematischen Textaufgaben.
- Arbeitsgedächtnisprobleme: Schwierigkeiten, visuell-räumliche Informationen zu speichern und abzurufen.
- Hohe Anstrengung: Rechenaufgaben erfordern eine überdurchschnittliche Konzentration und führen schnell zu Erschöpfung.
- Fehlende Automatisierung: Selbst einfache Rechenaufgaben müssen immer wieder neu abgezählt werden.
Zusätzlich können psychische Begleiterscheinungen wie Schulangst, Depressionen oder aggressives Verhalten auftreten, insbesondere wenn die Rechenschwierigkeiten nicht frühzeitig erkannt und behandelt werden.
4. Wie wird Dyskalkulie behandelt?
Die Behandlung von Dyskalkulie sollte so früh wie möglich beginnen und individuell auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt sein. Die Therapie umfasst folgende Elemente:
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Fördermaßnahmen: Spezielle Förderprogramme, die auf die mathematischen Defizite des Kindes zugeschnitten sind, werden in Einzelsitzungen durchgeführt. Diese Programme konzentrieren sich auf Basiskompetenzen, Grundrechenarten und das Verständnis mathematischer Konzepte. Beispiele für bewährte Förderprogramme sind das Dortmunder Zahlbegriffstraining oder MARKO-T.
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Lerntherapie: Die Förderung wird von spezialisierten Lerntherapeuten durchgeführt, die über eine pädagogisch-therapeutische Ausbildung verfügen. Die Therapie erfolgt in der Regel in wöchentlichen Sitzungen und wird regelmäßig evaluiert.
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Nachteilsausgleich: In der Schule können Kinder mit Dyskalkulie einen Nachteilsausgleich beantragen. Dieser kann in Form von Zeitzuschlägen bei Prüfungen, Hilfsmitteln oder der Aussetzung der Benotung im Fach Mathematik gewährt werden.
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Psychologische Unterstützung: Bei begleitenden psychischen Problemen wie Angst oder Depression kann eine psychotherapeutische Begleitung sinnvoll sein.
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Eltern- und Lehrerschulung: Eltern und Lehrer sollten über die Besonderheiten von Dyskalkulie informiert werden, um das Kind bestmöglich zu unterstützen und Druck zu vermeiden.
Fazit
Dyskalkulie ist eine komplexe Störung, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen kann. Eine frühzeitige Diagnose und individuelle Förderung sind entscheidend, um die mathematischen Fähigkeiten zu verbessern und psychische Folgeprobleme zu vermeiden. Mit der richtigen Unterstützung können Kinder mit Dyskalkulie ihre Schwierigkeiten überwinden und erfolgreich am schulischen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
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