Frühgeborenenretinopathie (ROP): Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlung
Die Frühgeborenenretinopathie (ROP) ist eine schwerwiegende Augenerkrankung, die bei Frühgeborenen auftritt und zu dauerhaften Schäden an der Netzhaut führen kann. Sie entsteht durch eine gestörte Entwicklung der Netzhautgefäße, die durch eine Sauerstofftherapie bei unreifen Frühgeborenen ausgelöst wird. Dieser Artikel beleuchtet die Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Frühgeborenenretinopathie.
1. Was ist die Diagnose von Frühgeborenenretinopathie?
Die Diagnose der Frühgeborenenretinopathie erfolgt im Rahmen eines speziellen Screenings, dem sogenannten ROP-Screening. Dieses Screening ist für alle Frühgeborenen mit einem Gestationsalter unter 31+0 Schwangerschaftswochen (SSW) oder einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm empfohlen. Auch bei Frühgeborenen mit zusätzlichen Risikofaktoren wie längerer Sauerstofftherapie, schweren Begleiterkrankungen oder einer ECMO-Therapie ist das Screening indiziert.
Die Diagnostik umfasst eine Funduskopie, bei der der Augenhintergrund untersucht wird, um den Zustand der retinalen Gefäße zu beurteilen. Die Erkrankung wird gemäß der International Classification of Retinopathy of Prematurity (ICROP) in fünf Stadien eingeteilt:
- Stadium 1: Demarkationslinie zwischen avaskulärer und vaskularisierter Netzhaut.
- Stadium 2: Prominente Leiste, die über die Netzhautebene hinausragt.
- Stadium 3: Fibrovaskuläre Proliferationen, die in den Glaskörper hineinragen.
- Stadium 4a/b: Partielle Netzhautablösung ohne (4a) oder mit (4b) Makulabeteiligung.
- Stadium 5: Vollständige Netzhautablösung.
Die erste Untersuchung sollte in der 6. postnatalen Woche (zwischen dem 36. und 42. Lebenstag) erfolgen, jedoch nicht vor einem postmenstruellen Alter von 31+0 Wochen. Folgeuntersuchungen werden je nach Krankheitsverlauf alle zwei Wochen oder in individuellen Intervallen durchgeführt.
2. Was sind die Ursachen von Frühgeborenenretinopathie?
Die Hauptursachen der Frühgeborenenretinopathie sind die Unreife des Kindes bei Geburt und eine inadäquate Sauerstoffversorgung in den ersten Lebenswochen. Die Netzhautgefäße entwickeln sich normalerweise zwischen der 16. und 40. SSW. Bei Frühgeborenen ist diese Entwicklung jedoch unvollständig, sodass die Netzhaut noch nicht vollständig vaskularisiert ist.
Durch die Sauerstofftherapie nach der Geburt kommt es zu einem raschen Anstieg der Sauerstoffsättigung, der die physiologische Hypoxie, die für die Gefäßentwicklung notwendig ist, unterbricht. Dies führt zu einer reduzierten Produktion des Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF), eines wichtigen Wachstumsfaktors für die Gefäßbildung. Später, wenn die Netzhaut reift und der Sauerstoffbedarf steigt, kommt es zu einer relativen Hypoxie, die eine überschießende VEGF-Produktion auslöst. Diese führt zu einer pathologischen Gefäßneubildung, die in den Glaskörper hineinragen und Netzhautablösungen verursachen kann.
3. Welche Symptome treten bei Frühgeborenenretinopathie auf?
Frühgeborene mit einer Retinopathie zeigen in der Regel keine offensichtlichen Symptome, die von den Eltern oder Pflegekräften wahrgenommen werden können. Die Erkrankung verursacht zunächst keine Schmerzen oder äußerlich sichtbaren Veränderungen. Das Hauptsymptom sind Sehstörungen, die jedoch erst im späteren Verlauf erkennbar werden. Daher ist das frühzeitige Screening von entscheidender Bedeutung, um die Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.
4. Wie wird Frühgeborenenretinopathie behandelt?
Die Behandlung der Frühgeborenenretinopathie hängt vom Stadium der Erkrankung ab. Nicht alle Fälle erfordern eine Therapie, da sich die Erkrankung in den Stadien 1 und 2 oft spontan zurückbildet. Bei fortgeschrittener ROP stehen folgende Behandlungsoptionen zur Verfügung:
-
Laserkoagulation:
Die Laserbehandlung der avaskulären Netzhaut ist die Standardtherapie für die meisten behandlungsbedürftigen Stadien. Sie zielt darauf ab, die pathologische Gefäßneubildung zu stoppen. -
Intravitreale Anti-VEGF-Therapie:
Bei dieser Methode werden Medikamente wie Ranibizumab oder Bevacizumab in den Glaskörper injiziert, um die überschießende VEGF-Aktivität zu hemmen. Diese Therapie wird oft bei schweren Fällen oder als Alternative zur Laserkoagulation eingesetzt. -
Kryotherapie:
Diese Methode wird nur noch selten angewendet, da die Laserkoagulation bessere Ergebnisse liefert. Dabei wird die avaskuläre Netzhaut eingefroren, um die Gefäßneubildung zu unterbinden. -
Netzhautchirurgische Eingriffe:
In fortgeschrittenen Stadien (Stadium 4 und 5) können chirurgische Maßnahmen wie eine Vitrektomie oder Buckelchirurgie erforderlich sein. Diese Eingriffe zielen darauf ab, eine Netzhautablösung zu verhindern oder zu behandeln, haben jedoch oft weniger günstige funktionelle Ergebnisse.
Prognose und Prophylaxe
Ohne rechtzeitige Behandlung kann die Frühgeborenenretinopathie zu einer vollständigen Erblindung führen. Dank des Screenings und moderner Therapiemethoden haben sich die Behandlungsergebnisse jedoch deutlich verbessert. Die Prognose hängt stark vom Stadium der Erkrankung und dem Zeitpunkt der Intervention ab.
Zur Prophylaxe steht die Reduktion von Risikofaktoren wie einer unkontrollierten Sauerstofftherapie oder Langzeitbeatmung im Vordergrund. Bei extrem unreifen Frühgeborenen sind die Möglichkeiten zur Vorbeugung jedoch begrenzt.
Die Frühgeborenenretinopathie ist eine ernste Erkrankung, die frühzeitig erkannt und behandelt werden muss, um schwerwiegende Folgen zu vermeiden. Durch regelmäßige Screenings und moderne Therapieansätze können betroffene Kinder jedoch oft erfolgreich behandelt werden.
Ähnliche Krankheiten
Ähnliche Krankheiten sind:
- Diabetische Retinopathie
- Retinoblastom
- Altersabhängige Makuladegeneration
- Netzhautablösung
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