Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD)

1. Was ist die Diagnose von Graft-versus-Host-Erkrankung?

Die Graft-versus-Host-Erkrankung (GvHD) ist eine schwerwiegende Komplikation, die nach einer allogenen Blutstammzell- oder Knochenmarktransplantation auftreten kann. Dabei greifen die Immunzellen des Spenders („Graft“) das Gewebe des Empfängers („Host“) an, da sie es als fremd erkennen. Dies führt zu einer systemischen Entzündungsreaktion, die insbesondere Haut, Darm und Leber schädigen kann. Die GvHD wird in zwei Hauptformen unterteilt: die akute GvHD, die innerhalb der ersten 100 Tage nach der Transplantation auftritt, und die chronische GvHD, die sich zwei bis 18 Monate nach der Transplantation manifestiert.

Die Diagnose wird anhand des klinischen Bildes und des Zeitpunkts des Auftretens der Symptome gestellt. Bei Verdacht auf eine akute GvHD wird die Diagnose durch eine Biopsie des betroffenen Gewebes (z. B. Haut, Darm oder Leber) gesichert. Bei der chronischen GvHD wird die Diagnose meist klinisch gestellt, unterstützt durch körperliche Untersuchungen und Laborparameter.


2. Was sind die Ursachen von Graft-versus-Host-Erkrankung?

Die GvHD entsteht, wenn immunologisch kompetente Zellen des Spenders (insbesondere T-Lymphozyten) das Gewebe des Empfängers als fremd erkennen und angreifen. Drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit eine GvHD auftritt:

  1. Immunologische Kompetenz der Spenderzellen: Die transplantierten Zellen müssen in der Lage sein, eine Immunantwort auszulösen.
  2. Unfähigkeit des Empfängers, die Spenderzellen abzustoßen: Der Empfänger ist aufgrund einer vorherigen Immunsuppression (z. B. durch Chemotherapie oder Bestrahlung) nicht in der Lage, die Spenderzellen zu eliminieren.
  3. Antigenunterschiede zwischen Spender und Empfänger: Der Empfänger exprimiert Antigene, die auf den Spenderzellen nicht vorhanden sind. Dies kann auch bei einer vollständigen Übereinstimmung der HLA-Merkmale (Humane Leukozyten-Antigene) der Fall sein, da sogenannte Minor-Histokompatibilitätsantigene ebenfalls eine Rolle spielen.

Risikofaktoren für die Entwicklung einer GvHD sind:
– HLA-Inkompatibilität zwischen Spender und Empfänger
– Höheres Alter des Empfängers
– Geschlechtsunterschiede (z. B. weibliche Spenderin und männlicher Empfänger)
– Art der Transplantation (höheres Risiko bei peripherer Blutstammzelltransplantation im Vergleich zu Knochenmark- oder Nabelschnurbluttransplantation)


3. Symptome treten bei Graft-versus-Host-Erkrankung auf?

Die Symptome der GvHD variieren je nach Form (akut oder chronisch) und den betroffenen Organen.

Akute GvHD

Die akute GvHD betrifft vor allem Haut, Darm und Leber. Typische Symptome sind:
Haut: Makulopapulöses Exanthem (Hautausschlag), Erytheme (Rötungen), Juckreiz, Schwellungen. Prädilektionsstellen sind lichtexponierte Areale wie Gesicht, Nacken und Unterarme.
Darm: Wässrige Durchfälle, abdominelle Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gewichtsverlust durch Malabsorption.
Leber: Erhöhung des Bilirubinspiegels, Ikterus (Gelbsucht), Leberfunktionsstörungen.

Chronische GvHD

Die chronische GvHD kann multiple Organsysteme betreffen und zeigt sich durch:
Haut: Lichen-artige Veränderungen, Hyper- oder Depigmentierungen, Poikilodermie, Vernarbungen.
Schleimhäute: Lichen-artige Läsionen im Mund, vaginale Vernarbungen bei Frauen, Phimosen oder Urethrastenosen bei Männern.
Gastrointestinaltrakt: Ösophagusstenosen, Schluckbeschwerden.
Lunge: Bronchiolitis obliterans (Entzündung der kleinen Atemwege), Atemnot.
Muskeln und Gelenke: Fasziitis, Gelenksteifigkeit, Kontrakturen.


4. Wie wird Graft-versus-Host-Erkrankung behandelt?

Die Behandlung der GvHD richtet sich nach der Form (akut oder chronisch) und dem Schweregrad der Erkrankung.

Therapie der akuten GvHD

  • Erstlinientherapie: Hochdosierte Kortikosteroide (z. B. Prednison oder Prednisolon) sind die Standardtherapie. Zusätzlich wird die immunsuppressive Prophylaxe intensiviert.
  • Zweitlinientherapie: Bei fehlendem Ansprechen auf Kortikosteroide kommen Immunsuppressiva wie Mycophenolat-Mofetil oder die extrakorporale Photophorese zum Einsatz.
  • Supportive Therapie: Flüssigkeitssubstitution, parenterale Ernährung, Schmerzmittel und Antiinfektiva zur Behandlung von Infektionen.

Therapie der chronischen GvHD

  • Milde Form: Topische Therapien (z. B. Kortikosteroid-Cremes) oder niedrig dosierte systemische Steroide.
  • Moderate bis schwere Form: Hochdosierte Kortikosteroide in Kombination mit Immunsuppressiva wie Cyclosporin A oder Tacrolimus.
  • Zweitlinientherapie: Bei Therapieversagen werden alternative Immunsuppressiva eingesetzt, oft im Off-Label-Use.
  • Supportive Therapie: Symptomorientierte Behandlung betroffener Organe, z. B. physikalische Therapie bei Gelenksteifigkeit oder interventionelle Maßnahmen bei Ösophagusstenosen.

Prophylaxe

Um das Risiko einer GvHD zu minimieren, wird vor der Transplantation eine Prophylaxe eingeleitet. Diese besteht häufig aus einer Kombination von Calcineurin-Inhibitoren (z. B. Cyclosporin A oder Tacrolimus) und Methotrexat oder Mycophenolat-Mofetil.


Fazit

Die Graft-versus-Host-Erkrankung ist eine schwerwiegende Komplikation nach allogenen Stammzelltransplantationen, die sowohl akut als auch chronisch verlaufen kann. Die Diagnose erfolgt klinisch und histologisch, die Behandlung umfasst Immunsuppression und supportive Maßnahmen. Trotz Fortschritte in der Therapie bleibt die GvHD eine ernste Herausforderung mit potenziell lebensbedrohlichen Folgen. Eine frühzeitige Diagnose und individuelle Therapieansätze sind entscheidend, um die Prognose der Patienten zu verbessern.

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