Poliomyelitis (Kinderlähmung): Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlung
1. Was ist die Diagnose von Poliomyelitis (Kinderlähmung)?
Poliomyelitis, auch bekannt als Kinderlähmung, ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit, die durch das Poliovirus verursacht wird. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch den Nachweis des Virus im Stuhl, insbesondere in den ersten 14 Tagen der Erkrankung. Hierbei wird eine spezifische Enterovirus-PCR (Polymerase-Kettenreaktion) eingesetzt, gefolgt von einer Sequenzierung, um den Serotyp des Virus zu bestimmen und zwischen Wildviren und Impfstoff-abgeleiteten Stämmen zu unterscheiden. In einigen Fällen kann auch eine Virusanzucht durchgeführt werden, um den Erreger nachzuweisen.
Bei Verdacht auf Poliomyelitis muss das Nationale Referenzzentrum für Poliomyelitis und Enteroviren (NRZ PE) im Robert Koch Institut eingeschaltet werden. Differentialdiagnosen wie das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) oder andere Ursachen für Meningitis und Enzephalitis müssen ausgeschlossen werden.
2. Was sind die Ursachen von Poliomyelitis (Kinderlähmung)?
Die Ursache der Poliomyelitis ist die Infektion mit dem Poliovirus, einem kleinen, unbehüllten RNA-Virus aus der Familie der Picornaviridae. Es gibt drei serologische Typen des Poliovirus (Typ 1, 2 und 3), die alle eine Erkrankung auslösen können. Das Virus wird hauptsächlich über den fäkal-oralen Weg übertragen, beispielsweise durch verunreinigtes Wasser, Nahrungsmittel oder mangelnde Hygiene. In seltenen Fällen können auch zirkulierende Impfstoff-abgeleitete Polioviren (cVDPV) eine Erkrankung verursachen.
Das Poliovirus vermehrt sich im Magen-Darm-Trakt und kann über das Blut ins zentrale Nervensystem (ZNS) gelangen, wo es Entzündungen in der grauen Substanz des Rückenmarks verursacht. Dies führt zu den charakteristischen Lähmungen und Muskelschwund.
3. Welche Symptome treten bei Poliomyelitis (Kinderlähmung) auf?
Die Mehrzahl der Infektionen mit dem Poliovirus verläuft asymptomatisch. Bei symptomatischen Verläufen können folgende Formen der Erkrankung auftreten:
Abortive Poliomyelitis
- Unspezifische, grippeähnliche Symptome wie Fieber, Halsschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit und Muskelschmerzen.
- Die Symptome klingen nach 3–7 Tagen ab.
Nichtparalytische Poliomyelitis (aseptische Meningitis)
- Fieber, Nackensteifigkeit, Rückenschmerzen und Muskelspasmen.
- Diese Form betrifft 2–4% der Infizierten.
Paralytische Poliomyelitis
- Akute, schlaffe Lähmungen (akute schlaffe Paresen, AFP), meist asymmetrisch.
- Häufig betroffen sind Bein-, Arm-, Bauch- und Brustmuskeln.
- In schweren Fällen kann es zu einer Atemlähmung kommen, insbesondere bei der bulbären Form, die den Hirnstamm betrifft.
Postpolio-Syndrom
- Jahre oder Jahrzehnte nach der akuten Erkrankung können erneute Lähmungen und Muskelschwund auftreten.
- Begleitet von Schmerzen und Erschöpfung.
4. Wie wird Poliomyelitis (Kinderlähmung) behandelt?
Es gibt keine spezifische antivirale Therapie gegen Poliomyelitis. Die Behandlung erfolgt symptomatisch und umfasst folgende Maßnahmen:
Akutphase
- Bei Verdacht auf Poliomyelitis muss der Patient isoliert werden, um die Übertragung zu verhindern.
- Kontaktpersonen sollten unverzüglich mit der inaktivierten Poliovakzine (IPV) geimpft werden.
- Stuhluntersuchungen bei Kontaktpersonen sind erforderlich, um Ausscheider zu identifizieren.
Langzeitbehandlung
- Physiotherapie und Ergotherapie können helfen, die Folgen der Lähmungen zu lindern.
- Orthopädische Maßnahmen wie Schienen oder Operationen können bei Fehlstellungen oder Gelenkproblemen erforderlich sein.
- Bei Atemlähmungen ist eine maschinelle Beatmung notwendig.
Postpolio-Syndrom
- Die Behandlung zielt auf die Linderung der Symptome ab, beispielsweise durch Schmerztherapie und physiotherapeutische Unterstützung.
Prophylaxe: Impfung als beste Vorbeugung
Die effektivste Methode zur Vorbeugung von Poliomyelitis ist die Impfung. In Deutschland wird seit 1998 ausschließlich die inaktivierte Poliovakzine (IPV) verwendet. Die Grundimmunisierung beginnt im Alter von 2 Monaten und umfasst mehrere Dosen im ersten und zweiten Lebensjahr. Eine Auffrischungsimpfung wird im Alter von 9–17 Jahren empfohlen. Erwachsene, die in Risikogebiete reisen oder in medizinischen Einrichtungen arbeiten, sollten ihren Impfschutz überprüfen und gegebenenfalls auffrischen lassen.
Dank umfassender Impfkampagnen gilt Europa seit 2002 als poliofrei. Dennoch ist die weltweite Ausrottung der Poliomyelitis ein wichtiges Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Ähnliche Krankheiten
Ähnliche Krankheiten sind:
- Guillain-Barré-Syndrom
- Multiple Sklerose
- Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
- Spinale Muskelatrophie (SMA)
- Polyneuropathie
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