Spinale Muskelatrophie (SMA): Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlung
Spinale Muskelatrophie (SMA) ist eine Gruppe von genetisch bedingten Erkrankungen, die durch den fortschreitenden Verlust von motorischen Nervenzellen im Rückenmark und Hirnstamm gekennzeichnet sind. Dies führt zu Muskelschwäche und -atrophie, die sich in unterschiedlichem Schweregrad und Verlauf manifestieren kann. Im Folgenden werden die Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von SMA erläutert.
1. Was ist die Diagnose von Spinale Muskelatrophie (SMA)?
Die Diagnose von SMA basiert auf einer Kombination aus klinischer Untersuchung, Anamnese und molekulargenetischen Tests. Bei Verdacht auf SMA wird ein Gentest durchgeführt, der auf Mutationen oder Deletionen im SMN1-Gen (Survival Motor Neuron 1) abzielt. Dieses Gen ist bei über 95 % der SMA-Patienten betroffen.
- Gentest: Der Goldstandard zur Diagnose ist die quantitative Analyse des SMN1- und SMN2-Gens mittels Techniken wie MLPA (Multiplex Ligation-Dependent Probe Amplification), qPCR (quantitative PCR) oder Next Generation Sequencing (NGS). Eine homozygote Deletion oder Mutation im SMN1-Gen bestätigt die Diagnose einer 5q-assoziierten SMA.
- Weiterführende Untersuchungen: In einigen Fällen können zusätzliche Tests wie eine Elektromyographie (EMG) oder eine Muskelbiopsie durchgeführt werden, um die Diagnose zu untermauern.
Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da sie den Beginn einer gezielten Therapie ermöglicht, die den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.
2. Was sind die Ursachen von Spinale Muskelatrophie (SMA)?
SMA wird durch einen genetischen Defekt im SMN1-Gen auf Chromosom 5q verursacht. Dieses Gen ist für die Produktion des SMN-Proteins (Survival Motor Neuron) verantwortlich, das für das Überleben und die Funktion von Motoneuronen essenziell ist.
- Genetische Grundlage: Bei SMA-Patienten liegt eine homozygote Deletion oder Mutation im SMN1-Gen vor, was zu einem Mangel an funktionellem SMN-Protein führt. Das paraloge SMN2-Gen kann teilweise den Verlust des SMN1-Gens kompensieren, produziert jedoch hauptsächlich ein verkürztes, weniger funktionelles Protein. Die Anzahl der SMN2-Kopien beeinflusst den Schweregrad der Erkrankung: Mehr Kopien führen in der Regel zu milderen Verlaufsformen.
- Vererbung: SMA wird autosomal-rezessiv vererbt. Beide Elternteile müssen Träger einer Mutation im SMN1-Gen sein, um die Erkrankung an ihr Kind weiterzugeben.
3. Symptome treten bei Spinale Muskelatrophie (SMA) auf?
Die Symptome von SMA variieren je nach Typ und Schweregrad der Erkrankung. Gemeinsam ist allen Formen eine fortschreitende Muskelschwäche und -atrophie, die vorwiegend die proximalen (rumpfnahen) Muskeln betrifft.
Hauptsymptome:
- Muskelschwäche: Symmetrische Schwäche der proximalen Muskulatur, insbesondere in den Beinen und Armen.
- Muskelatrophie: Rückbildung der Muskulatur aufgrund des Verlusts von Motoneuronen.
- Hypotonie: Verminderte Muskelspannung, besonders bei Säuglingen („floppy infant“).
- Faszikulationen: Unwillkürliche Muskelzuckungen.
- Eingeschränkte Mobilität: Schwierigkeiten beim Sitzen, Stehen oder Gehen, abhängig vom Erkrankungstyp.
Unterschiede zwischen den SMA-Typen:
- Typ 0: Schwerste Form mit Symptomen bereits vor der Geburt. Die betroffenen Babys überleben meist nicht länger als sechs Monate.
- Typ I (Werdnig-Hoffmann): Symptome treten innerhalb der ersten Lebensmonate auf. Die Kinder können nicht sitzen oder den Kopf halten. Die Lebenserwartung liegt bei etwa zwei Jahren.
- Typ II (Dubowitz): Symptome manifestieren sich im Alter von 6–18 Monaten. Die Kinder können sitzen, aber nicht ohne Hilfe gehen. Die Lebenserwartung ist variabel.
- Typ III (Kugelberg-Welander): Beginn der Symptome im Kleinkind- oder Jugendalter. Die Patienten können zunächst gehen, verlieren diese Fähigkeit jedoch im Verlauf der Erkrankung.
- Typ IV: Erwachsenenform mit langsamer Progredienz. Die Symptome treten meist nach dem 30. Lebensjahr auf.
4. Wie wird Spinale Muskelatrophie (SMA) behandelt?
Die Behandlung von SMA umfasst sowohl medikamentöse Therapien als auch supportive Maßnahmen, die auf die Linderung von Symptomen und die Verbesserung der Lebensqualität abzielen.
Medikamentöse Therapien:
- Nusinersen (Spinraza®): Ein Antisense-Oligonukleotid, das die Produktion von funktionellem SMN-Protein aus dem SMN2-Gen erhöht. Es wird intrathekal (über eine Lumbalpunktion) verabreicht.
- Risdiplam (Evrysdi®): Ein oral verfügbares Medikament, das ebenfalls die SMN2-Gen-Expression steigert.
- Zolgensma®: Eine Gentherapie, bei der eine funktionelle Kopie des SMN1-Gens in die Motoneurone eingebracht wird. Sie ist eine einmalige Behandlung, die vor allem bei SMA Typ I eingesetzt wird.
Supportive Maßnahmen:
- Physiotherapie: Erhalt der Mobilität und Vermeidung von Gelenkversteifungen.
- Respiratorische Unterstützung: Bei Atemproblemen können nicht-invasive Beatmungsgeräte oder Tracheostomien notwendig sein.
- Ernährungstherapie: Bei Schluckstörungen kann eine PEG-Sonde (perkutane endoskopische Gastrostomie) erforderlich sein.
- Orthopädische Interventionen: Behandlung von Skoliose und anderen muskuloskelettalen Komplikationen.
Multidisziplinäre Betreuung:
Die Behandlung von SMA erfordert ein Team aus Neurologen, Pneumologen, Orthopäden, Physiotherapeuten und Ernährungsberatern, um die vielfältigen Aspekte der Erkrankung zu managen.
Fazit
Spinale Muskelatrophie ist eine schwerwiegende, genetisch bedingte Erkrankung, die durch den Verlust von Motoneuronen und fortschreitende Muskelschwäche gekennzeichnet ist. Dank moderner Therapien wie Nusinersen, Risdiplam und Zolgensma haben sich die Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen für SMA-Patienten in den letzten Jahren deutlich verbessert. Eine frühzeitige Diagnose und ein multidisziplinärer Behandlungsansatz sind entscheidend, um den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
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