Optikusneuritis: Diagnose, Ursachen, Symptome und Behandlung

1. Was ist die Diagnose von Optikusneuritis?

Die Optikusneuritis (ICD-10 H46) ist eine entzündliche Erkrankung des Sehnervs, die vor allem junge Erwachsene betrifft. Sie kann als typische oder atypische Form auftreten. Die typische Optikusneuritis ist häufig mit Multipler Sklerose (MS) assoziiert, während die atypische Form durch andere Ursachen wie Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder Toxine ausgelöst wird. Die Diagnose wird durch eine Kombination aus klinischer Anamnese, ophthalmologischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomografie (MRT) gestellt. Zusätzlich können Laboruntersuchungen des Blutes und des Liquors (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) zur Abklärung der Ursache beitragen.

2. Was sind die Ursachen von Optikusneuritis?

Die Ursachen einer Optikusneuritis sind vielfältig und hängen von der Form der Erkrankung ab:

  • Typische Optikusneuritis:
  • Multiple Sklerose (MS): Bis zu 70 % der MS-Patienten erleiden im Krankheitsverlauf eine Optikusneuritis.
  • Idiopathische Optikusneuritis: Bei etwa 30 % der Fälle kann keine Ursache gefunden werden.

  • Atypische Optikusneuritis:

  • Autoimmunerkrankungen: Neuromyelitis-optica-Spektrum-Störungen (NMOSD), Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein-Antikörper-assoziierte Erkrankung (MOGAD), Lupus erythematodes, Sarkoidose.
  • Infektionen: Lyme-Borreliose, Syphilis, Tuberkulose, Epstein-Barr-Virus (EBV).
  • Toxine: Methanol, Ethambutol (Tuberkulosemedikament), Nikotin.
  • Andere Ursachen: Diabetes, Arteriitis temporalis, Tumore, Strahlentherapie.

Risikofaktoren wie Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen), Alter (junge Erwachsene) und Rauchen können das Auftreten einer Optikusneuritis begünstigen.

3. Welche Symptome treten bei Optikusneuritis auf?

Die Symptome einer Optikusneuritis entwickeln sich meist subakut und umfassen:

  • Sehstörungen:
  • Verschwommenes Sehen oder „Sehen wie durch einen Schleier“.
  • Verminderte Sehschärfe, oft einseitig.
  • Eingeschränktes Gesichtsfeld (z. B. zentrale oder parazentrale Schatten).
  • Farbwahrnehmungsstörungen (Dyschromatopsie), insbesondere Blau-Gelb- oder Rot-Grün-Defizite.

  • Augenschmerzen:

  • Schmerzen bei Augenbewegungen, die oft der Sehstörung vorausgehen.

  • Visuelle Phänomene:

  • Phosphene (Lichtblitze) bei Augenbewegungen.
  • Uhthoff-Phänomen: Verschlechterung des Sehvermögens bei erhöhter Körpertemperatur (z. B. durch Sport oder Sauna).

  • Atypische Symptome:

  • Bei atypischen Formen können beide Augen betroffen sein, und die Symptome bessern sich oft nicht spontan.

4. Wie wird Optikusneuritis behandelt?

Die Behandlung der Optikusneuritis zielt darauf ab, die Entzündung zu reduzieren und die Sehfunktion zu erhalten. Die Therapie erfolgt in der Regel interdisziplinär (Augenarzt, Neurologe, Neuroradiologe) und umfasst folgende Ansätze:

Therapie der typischen Optikusneuritis:

  • Glukokortikoide:
  • Hochdosierte intravenöse Methylprednisolon-Gabe (500–1.000 mg/Tag) über 3–5 Tage, gefolgt von einer oralen Ausschleichphase.
  • Kurzfristige Steroidtherapie kann die Genesung beschleunigen, verbessert aber nicht die Langzeitprognose.

  • Plasmapherese oder Immunadsorption:

  • Bei schweren Verläufen oder fehlendem Ansprechen auf Steroide kann eine Plasmapherese erwogen werden.

  • Neuroprotektive und remyelinisierende Therapien:

  • Wirkstoffe wie Opicinumab (Anti-LINGO-1) oder Clemastin werden derzeit erforscht, sind aber noch nicht standardmäßig im Einsatz.

Therapie der atypischen Optikusneuritis:

  • Steroidtherapie:
  • Hochdosierte Glukokortikoide sind auch bei atypischen Formen die erste Wahl.
  • Bei Infektionen (z. B. Neuroretinitis) wird die Steroidtherapie mit Antibiotika kombiniert.

  • Langfristige Immunsuppression:

  • Bei häufigen Rezidiven (z. B. bei NMOSD oder CRION) kann eine langfristige immunsuppressive Therapie erforderlich sein.

Prognose:

Die Prognose der typischen Optikusneuritis ist insgesamt gut. Innerhalb von 10 Jahren erreichen 74 % der Patienten eine Sehschärfe von 1,0 oder besser. Allerdings bleiben oft subtile Sehstörungen wie eine verminderte Farbwahrnehmung oder Kontrastempfindlichkeit bestehen. Die Rezidivrate liegt bei etwa 35 %, wobei das Risiko für eine spätere MS-Erkrankung bei Patienten mit typischer Optikusneuritis und MS-typischen Läsionen im MRT erhöht ist.

Bei atypischen Formen hängt die Prognose stark von der zugrunde liegenden Ursache ab. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind entscheidend, um langfristige Schäden zu vermeiden.


Die Optikusneuritis ist eine komplexe Erkrankung, die eine sorgfältige Diagnostik und individuelle Therapie erfordert. Bei Verdacht auf eine Sehnervenentzündung sollte umgehend ein Facharzt konsultiert werden.

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